Martin Luther (Hinterglasbild)

Stadtmuseum Kaufbeuren

Beschreibung

Auch wenn zu Beginn der Reformation andere Glaubensströmungen, wie die Täufer, in Kaufbeuren Anhänger fanden, so sind sicher Luthers Lehren prägend für die protestantische Gemeinde gewesen. Abbildungen Luthers waren daher auch in Kaufbeuren populär, so dass mehrere Hinterglas-Porträts von ihm bekannt sind. Das Hinterglasbild zeigt Martin Luther mit einem Schwan. Rechts von ihm steht eine große Bibel auf gefliesten Boden. Das Attribut des Schwans ist vor allem in Lutherdarstellungen des 17. und 18. Jahrhunderts beliebt. Der Schwan verweist auf den böhmischen Reformator Jan Hus (um 1370-1415), den Luther erstmals 1519 als seinen Vorläufer bezeichnete. Der sterbende Hus, dessen Name im Tschechischen "Gans" (husa) bedeutet, soll einer Überlieferung zufolge auf dem Scheiterhaufen 1415 in Konstanz prophezeit haben: "Heute bratet ihr eine magere Gans, aber über hundert Jahren werdet ihr einen Schwan hören singen, den sollt ihr ungebraten lassen." Das Hinterglasbild stammt aus dem Evangelischen Kirchenarchiv Kaufbeuren. Typisch für die Kaufbeurer Hinterglasmalerei sind die Rahmung mit furnierten Halbrundleisten, die Farbigkeit und das Motiv des Fliesenbodens. Kaufbeuren zählte in der Frühen Neuzeit zu den bikonfessionellen Reichsstädten. Zahlreiche Konflikte zwischen der katholischen und der protestantischen Bevölkerung prägten das Klima in der Stadt. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts entstanden vor diesem Hintergrund Hinterglasbilder mit protestantischer Bildsprache und Aussageabsicht.

Autor

Susanne Sagner / Petra Weber

Rechtehinweis Beschreibung

RR-F