bavarikon4UBeschreibung
Dieses Hinterglasbild zeigt die alttestamentarische Erzählung über den Propheten Jona. Im Vordergrund ist Jona zu sehen, der gerade aus dem großen Maul des Wals auf eine Wiese ausgespuckt wird. Vom Wal ragen lediglich der riesige Kopf und ein langer, geringelter Fischschwanz aus dem Wasser. Dahinter ist in kleinerem Format die Vorgeschichte abgebildet, in der Jona von einem Schiff in das Meer geworfen wird. Im Wasser wartet bereits der Wal mit aufgesperrtem Maul auf seine Beute. Im Hintergrund ist die Küstenstadt Ninive zu erkennen. Am Himmel bauschen sich Unheil verkündende Wolkenmassen. In einer weißen Sockelzone mit abgetönten rosafarbenen Ecken steht die Inschrift "Als Jona in dem Fisch zu seinem Gott that schreyen, / Must an dem dritten Tag, er ihn aufs Land aus speyen." Das Hinterglasbild kann aufgrund seiner Farbigkeit und stilistischer Merkmale, wie die charakteristische Sockelzone mit Inschrift oder die Verwendung der Eglomisé-Technik, der Kaufbeurer Hinterglasmalerei des 18. Jahrhunderts zugeschrieben werden. Eine Bildvorlage für die Szene findet sich in der Merianbibel, die 1630 bei Lazarus Zetzner in Straßburg verlegt wurde. Kaufbeuren zählte in der Frühen Neuzeit zu den bikonfessionellen Reichsstädten. Zahlreiche Konflikte zwischen der katholischen und der protestantischen Bevölkerung prägten das Klima in der Stadt. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts entstanden vor diesem Hintergrund Hinterglasbilder mit protestantischer Bildsprache und Aussageabsicht.
Autor
Susanne Sagner / Petra Weber