bavarikon4UBeschreibung
Das sehr kleine Hinterglasbild zeigt die Darbringung Jesu im Tempel. Auf der linken Bildhälfte steht ein Priester auf der obersten Stufe vor einem Altar und hält das Jesuskind in weißen Tüchern auf seinen Armen. Hinter den beiden hängt ein grellroter Vorhang. Von rechts treten Maria und Josef vor den Altar. Maria kniet nieder, Josef überbringt in einem Käfig zwei Tauben als Reinigungsopfer. Über der rechten Bildhälfte hängt ein dunkelblauer Vorhang. Er gibt den Blick auf die Architektur des Tempels mit Säulen und Rundbögen frei. Auf der Schriftleiste am unteren Bildrand steht: "Herr nun lässest du deinen / Diener im Fride fahren." Die Enden der Schriftleiste sind rotbraun abgetönt. Das Bild weist typische Stilmerkmale der Kaufbeurer Hinterglasbildproduktion des 18. Jahrhunderts auf. Neben dem Einsatz charakteristischer Rot- und Blautöne wurde Gold, in diesem Fall Muschelgold, im Bild verwendet. Nur bei der Kopfbedeckung des Priesters wurde goldfarbenes Blattmetall hinter orange-gelbe Lüsterfarbe gelegt. Die Gestaltung der Schriftleiste mit den abgetönten Enden sowie die Art der Schrift sind typisch für Kaufbeuren. Kaufbeuren zählte in der Frühen Neuzeit zu den bikonfessionellen Reichsstädten. Zahlreiche Konflikte zwischen der katholischen und der protestantischen Bevölkerung prägten das Klima in der Stadt. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts entstanden vor diesem Hintergrund Hinterglasbilder mit protestantischer Bildsprache und Aussageabsicht.
Autor
Susanne Sagner / Petra Weber