bavarikon4UBeschreibung
Dieses Hinterglasbild aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist zwar von der Kaufbeurer Hinterglasmalerei aus Ihrer Blütezeit von 1740 bis 1790 noch inspiriert, ist aber qualitativ weit von dieser entfernt. Es zeigt den gekreuzigten Christus mit zwei begleitenden Figuren: links Mose mit den Gesetzestafeln und rechts der auferstandene Christus mit Kreuzesfahne und Heiligenschein. Das Kreuz steht auf einem mit einem Blätterkranz umrahmten Oval, in welchem zu lesen ist: "L I O / Evangeli= / scher Kran / =gen Trost". Unter diesem Medaillon ist ein weiteres Schriftfeld zu sehen, auf dem geschrieben steht: "Ich bin der / Weg, die Wahrheit / und das Leben wer / an mich glaubet, der wird / leben ob er gleich stirbest." Schrift und Blättergirlanden sind mit Blattmetall hinterlegt. Die Darstellung ist eng verknüpft mit einer Veröffentlichung des evangelischen Predigers Johann Jacob Otho (1629-1669), einem im süddeutschen Raum weit verbreiteten Erbauungsbuch. Vom Kupfertitel der Ausgabe von 1756 hat der Maler des Hinterglasbildes einige Motive übernommen, wie die Figuren des Mose und des auferstandenen Christus und die Inschrift des ovalen Medaillons. Kaufbeuren zählte in der Frühen Neuzeit zu den bikonfessionellen Reichsstädten. Zahlreiche Konflikte zwischen der katholischen und der protestantischen Bevölkerung prägten das Klima in der Stadt. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts entstanden vor diesem Hintergrund Hinterglasbilder mit protestantischer Bildsprache und Aussageabsicht.
Autor
Susanne Sagner / Petra Weber