Knopfaxt für Hausschlachtungen

Museum Oberschönenfeld

Beschreibung

Ein Tier zu töten erfordert Kraft, Geschick und anatomische Kenntnisse. Die auf dem Stiel „E J“ monogrammierte, handgeschmiedete Axt besitzt am Nacken einen sogenannten Knopf, der zur Betäubung des Schlachttiers diente. Der Schlag mit der Knopfaxt auf den Kopf des Tieres brach den Schädelknochen und betäubte es. Die Tötung erfolgte dann mit einem Halsschnitt. Das Metzgerwerkzeug kam im landwirtschaftlichen Betrieb des Gutshofs der Maria-Ward-Schwestern in Mindelheim (Lkr. Unterallgäu) zum Einsatz. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstanden in den Städten hochtechnisierte Schlachthöfe, wie 1900 in Augsburg. Daneben blieb die Hausschlachtung selbst gemästeter Schweine für die ländliche Bevölkerung bis in die 1960er-Jahre unverzichtbar. Schmalz und Fleisch wurden als wertvolle Lebensmittel hochgeschätzt, denn sie lieferten wichtige Energie für die schwere körperliche Arbeit. Die beste Zeit für das Schlachten war der kalte Winter wegen der längeren Haltbarkeit des Fleisches. Schlachtgut wurde innerhalb eines Tauschsystems von Gütern und Leistungen geteilt: Verwandte und Nachbarn erhielten Kesselsuppe und -fleisch oder Blut- und Leberwürste. Schlachteten sie ihr Schwein, dann gaben sie frisches Schlachtgut zurück. Ebenso erhielten z. B. die Störnäherin, Erntehilfen oder Arme etwas davon. Wer Autoritätspersonen wie dem Pfarrer und dem Lehrer Fleisch und Wurst zutragen ließ, erwartete deren Wohlwollen und gute Noten für die Kinder. Im 21. Jahrhundert ist das Töten von Tieren für die Fleischgewinnung hingegen weitgehend aus der Öffentlichkeit verschwunden.