Wahlplakat der Bayerischen Volkspartei "Der Wahlsturm fegt durch's Land! Bayrisch-Weissblau gegen Russisch-Rot!"

Museum Oberschönenfeld

Beschreibung

Mit dem von Hermann Keimel (1889–1948) gestalteten und als Farblithografie bei der „Lithogr. Art. Anstalt München.“ gedruckten Plakat „Der Wahlsturm fegt durch‘s Land! Bayrisch-Weissblau gegen Russisch-Rot!“ warb die Bayerische Volkspartei (BVP) um Stimmen für die Landtagswahl am 12. Januar 1919. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und dem Sturz des bayerischen Königs Ludwig III. (1845–1921) am 7. November 1918 durch Linksoppositionelle um den unabhängigen Sozialdemokraten Kurt Eisner (1867–1919) hatte dieser den Freistaat Bayern proklamiert, eine parlamentarische Demokratie. Als neue Partei formierte sich am 12. November 1918 die BVP, die eine katholische und konservative Haltung vertrat. Das Wahlplakat gehört zu einer von der BVP bestellten Serie, mit der die Partei gegen die Bemühungen von kommunistischer Seite agitierte, den neuen Staat nach russischem Vorbild zu gestalten. Der antisozialistische Kurs zeigt sich hier im Feindbild des russisch-jüdischen „Bolschewiken“, den eine Flut weißblauer Wahlzettel vertreibt. Durch Schirmmütze und eine rote Kossoworotka, ein traditionelles russisches Hemd, ist die Figur als Russe gekennzeichnet, die Physiognomie verweist auf antisemitische Stereotype. Die BVP, die als stärkste Kraft aus der Landtagswahl hervorging (34,99 %), befürwortete die Abänderung der deutschen Nationalfarben von Schwarz-Weiß-Rot zu Schwarz-Rot-Gold, abgeleitet von den Fahnen der Revolution 1848. Hier wurde diese Farbkombination für die Rahmung gewählt.