Plakat "Alles Unglück des Volkes geht heute auf eine gemeinsame Not zurück. Verdirbt der Bürger, so geht der Arbeiter mit ihm zugrunde und umgekehrt"

Museum Oberschönenfeld

Beschreibung

Das als Lithografie im schmalen Hochformat bei der Buchdruckerei B. Heller in München entstandene typografische Plakat appelliert an die Bayern: „Alles Unglück des Volkes geht heute auf eine gemeinsame Not zurück. Wir sind alle aufeinander angewiesen. Verdirbt der Bürger, so geht der Arbeiter mit ihm zugrunde und umgekehrt“. Die Gestaltung des Textplakats in markanten Blöcken unter Einsatz von Spiegel- und Negativschrift erinnert an typografische Plakate des bekannten, in Berlin tätigen Plakatkünstlers Lucian Bernhard (1883–1972) und ist auch als Druck in roter Farbe belegt. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und dem Sturz des bayerischen Königs Ludwig III. (1845-1921) am 7. November 1918 durch Linksoppositionelle um den unabhängigen Sozialdemokraten Kurt Eisner (1867-1919) hatte dieser den Freistaat Bayern proklamiert, eine parlamentarische Demokratie. Das Plakat entstand vermutlich nach Eisners Ermordung am 21. Februar 1919, als statt der Einsetzung einer durch die Landtagswahl vom 12. Januar legitimierten Regierung eine zweite Phase der Revolution begann. Der Aufruf zur Solidarität zwischen Bürgern und Arbeitern könnte vom Zentralrat in Auftrag gegeben worden sein, der noch am selben Tag von Vertretern der SPD, der Unabhängigen Sozialdemokraten (USPD) und des Bayerischen Bauernbundes (BB) als provisorische Regierung gebildet worden war und bis zum 17. März 1919 amtierte. Das Plakat stammt aus der Kriegssammlung des in Dornstadt am Ries (Baden-Württemberg) geborenen und als Lehrer in Nürnberg tätigen Wilhelm Beck (1881–1967). Sie umfasst überwiegend Plakate und Bekanntmachungen, die vom Beginn des Ersten Weltkrieges bis in die Revolutionszeit reichen.