Babyhaube mit Muschelspitze, getragen zur Taufe 1846

Museum Oberschönenfeld

Beschreibung

Das aus jacquardgemusterter Seide genähte und breit mit Muschelspitze aus goldfarbenem Metallfaden besetzte Taufhäubchen besitzt ein Leinenfutter mit Blaudruck. Die breite, abgesteppte baumwollene Randeinfassung schmückt eine in Fältchen gelegte cremeweiße Klöppelspitze, ebenfalls aus Baumwolle gearbeitet. Rotviolette Seidenbänder, die Gebrauchsspuren aufweisen, dienten als Verschluss. Gemäß familiärer Überlieferung trug die Haube der Vater des Priesters Ignaz Frank, aus dessen Nachlass die Kopfbedeckung stammt, bei seiner Taufe 1846. Die Zuordnung der Farben Rot und Rosa zum weiblichen Geschlecht setzte sich erst Mitte des 20. Jahrhunderts durch. Zuvor wurden Rottöne eher mit Männlichkeit assoziiert und die Farbe in abgetönten Varianten häufig für Jungenkleidung verwendet. Ignaz Frank (1887–1964) feierte 1912 in Beckstetten (Jengen, Lkr. Ostallgäu) seine Heimatprimiz, ein für seine Eltern, die sieben Geschwister und das ganze Dorf unvergessliches Ereignis. Zunächst als Vikar in Wolfertschweden (Lkr. Unterallgäu) eingesetzt, wurde der Sohn eines Landwirts mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges als Ersatz-Reserve-Krankenwärter einberufen und am 5. Juni 1915 „wegen Unabkömmlichkeit“ freigestellt. Von 1920 bis zu seinem Ruhestand 1960 wirkte er als Pfarrer von St. Bartholomäus in Hopferbach (Untrasried, Lkr. Ostallgäu). Dort bewohnte er das barocke Pfarrhaus, das er 1930 umfassend renovieren ließ.