Scharnierdeckeldose mit fünf Fleischbeschaustempeln "Hauptner"

Museum Oberschönenfeld

Beschreibung

Zum Verzehr bestimmte Tiere müssen laut Fleischbeschaugesetz von Veterinären lebend und geschlachtet untersucht werden. Körper und Organe des Schlachttieres werden auf Krankheitsanzeichen untersucht. Der Fleischbeschauer stuft das Fleisch als tauglich, minderwertig, bedingt tauglich, trichinenfrei oder untauglich ein und kennzeichnet es mit dem entsprechenden Beschaustempel. Diese Stempel in einer mit „Haupner“ bezeichneten Metalldose stammen vom ehemaligen Veterinärdirektor bei der Regierung von Schwaben und wurden wohl bei Lebensmittelkontrollen des Amtes für Verbraucherschutz und Veterinärwesen verwendet. Die Firma Hauptner wurde 1857 von Hans Hauptner (1823–1901) nach einer Messerschmied-Lehre und Ausbildung zum Chirurgie-Instrumentenmacher in Berlin gegründet. Neben Instrumenten für Tierärzte bot sie Produkte aus den Bereichen Tierzucht, Tierkennzeichnung und Fleischbeschau an. Sein Sohn Rudolf Hauptner (geb. 1862) ließ 1916 ein Zweigwerk in Solingen (Nordrhein-Westfalen) errichten. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges verlor das Unternehmen seinen Hauptsitz im Berliner Osten, doch es erholte sich wieder und erwarb 1962 die Firma Richard Herberholz in Wuppertal, einen Ohrenmarkenproduzenten. Im 21. Jahrhundert ist das Töten von Tieren für die Fleischgewinnung weitgehend aus der Öffentlichkeit verschwunden. Dazu trug die Errichtung hoch technisierter Schlachthöfe Ende des 19. Jahrhunderts bei, wie 1900 in Augsburg. Daneben blieb die Hausschlachtung selbst gemästeter Schweine für die ländliche Bevölkerung bis in die 1960er-Jahre unverzichtbar.