Bestickter Wandbehang mit Motiv aus der Oper "Der Rosenkavalier"

Museum Oberschönenfeld

Beschreibung

Der maschinell in Kettstick mit blauem Baumwollgarn bestickte Wandbehang aus weißer Baumwolle zeigt in einem Medaillon ein in Rokokomanier gekleidetes Paar. Unterhalb des Medaillons und im umrahmenden Ornament sind Rosen eingestickt. Das Motiv bezieht sich auf eine Szene aus der 1911 uraufgeführten komischen Oper „Der Rosenkavalier“: Der junge Graf Octavian überreicht der bereits versprochenen Sophie als Brautführer eine silberne Rose und verliebt sich dabei in sie. Den Text schuf Hugo von Hofmannsthal (1874–1929), die Musik komponierte Richard Strauß (1864–1969). Dieser romantisch-anmutende Wandschmuck gehört zu einer vierteiligen Garnitur mit ähnlichen Stickereien aus dem Nachlass einer 1910 geborenen Frau, die den Wandbehang als Wandschoner über dem Aufwaschschrank (Inv.Nr. 016851) in der Küche angebracht hatte. Aufgewachsen in Branschau (heute Ústí-Branišov, Tschechien), das zur Iglauer Sprachinsel an der Grenze von Böhmen und Mähren gehörte, arbeitete sie bis zur Heirat 1932 als Hausangestellte in Karlsbad (heute Karlovy Vary, Tschechien). Wohl als Teil der Aussteuer hatte sie den Wandbehang sowie weitere Heimtextilien erworben und später bei der Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg in ihrem Gepäck mitgenommen. Ab 1948 lebte sie in Klosterlechfeld und Untermeitingen (Lkr. Augsburg). Für ihre Wohnung kaufte sie Anfang der 1950er-Jahre in Augsburg eine Wohnküche. Das Zusammenspiel von Wandbehang und Aufwaschschrank bedeutete für sie die Verbindung von alter und neuer Heimat.