Gerahmtes Stickbild "Mademoiselle Irène Cahen d’Anvers"

Museum Oberschönenfeld

Beschreibung

Das Stickbild mit aufwendig gearbeitetem vergoldetem Rahmen in Rokokomanier gehörte einer unverheirateten Frau (1917–2000) aus Augsburg-Pfersee, die in der Neuen Augsburger Kattunfabrik, einer Texildruckerei am Vogeltor, arbeitete. Grundlage dafür bildete womöglich eine Stickpackung der Firma Wiehler Gobelin mit Vorlage und Material zum Selbersticken. 1893 gründete Jakob Wiehler in Berlin ein Weißwarengeschäft, in dem er auch Handarbeiten anbot. Kataloge steigerten die Nachfrage an Kissen, Decken, Wandbehängen und sogenannten Gobelinbildern zum Selbersticken. Das Angebot fand auch im Ausland starken Anklang. Besonders gefragt waren Stickvorlagen bekannter Gemälde, wie etwa das Abendmahl von Leonardo da Vinci. 1945 ließ sich die ausgebombte Firma in Buxtehude (Niedersachsen) nieder, wo sie weiterhin Stickpackungen für einen weltweiten Markt produzierte. Die Arbeit in Perlstickerei („petit point“) ist überwiegend in Wollgarn ausgeführt, das Gesicht in feinerem Leinengarn schattiert. Als Vorlage für die Stickerei diente das Ölgemälde „Mademoiselle Irène Cahen d’Anvers (La petite Iréne)“ des französischen Impressionisten Pierre Auguste Renoir (1841–1919). Das Porträt gab der wohlhabende Bankier Louis Cahen d’Anvers 1880 in Auftrag. Es zeigt dessen Tochter Irène (1872–1963) im Alter von acht Jahren.