Plakat "Soll dieses Elend weiter gehen? Lebensmöglichkeit nur bei gerechtem Frieden"

Museum Oberschönenfeld

Beschreibung

Die von Gottfried Kirchbach (1888–1942) gestaltete und bei Rotophot in Berlin als Plakat gedruckte Kreidelithografie „Soll dieses Elend weiter gehen? Lebensmöglichkeit nur bei gerechtem Frieden“ zeigt eine verelendete, von Hunger gezeichnete Arbeiterfamilie, den zornigen Vater mit geballter Faust; ein angedeutetes Ordensband des Eisernen Kreuzes im Knopfloch weist ihn als Kriegsteilnehmer aus. Das wohl von der Reichsregierung aufgelegte Plakat richtet sich gegen die Bestimmungen des Versailler Vertrags: Der am 22. Juni 1919 gebilligte und zum 10. Januar 1920 in Kraft getretene Friedensvertrag beendete formal den Ersten Weltkrieg. Aufgrund der dort formulierten Kriegsschuld Deutschlands und den daraus abgeleiteten hohen Reparationsforderungen wurde er jedoch nicht nur von Rechtsradikalen, sondern auch vom bürgerlichen Lager und den Sozialdemokraten als „Diktat-“ und „Schandfrieden“ abgelehnt. Daher gehörte das Sprengen der „Fesseln von Versailles“ zu den Hauptzielen der Außenpolitik in der Weimarer Republik. Das Plakat stammt aus der Kriegssammlung des in Dornstadt am Ries (Baden-Württemberg) geborenen und als Lehrer in Nürnberg tätigen Wilhelm Beck (1881–1967). Sie umfasst überwiegend Plakate und Bekanntmachungen, die vom Beginn des Ersten Weltkrieges bis in die Revolutionszeit reichen. Beck, der sich zeitweise im Kriegseinsatz, im Schuldienst, im Lazarett oder im Sanatorium befand, sammelte gezielt, indem er Druckerzeugnisse kaufte, sie direkt von Herstellern erbat und Duplikate mit anderen Sammlern tauschte.