Damenkleid aus "Trevira 2000" mit Op-Art-Print

Museum Oberschönenfeld

Beschreibung

Das Muster des knielangen, langärmeligen Damenkleids aus handbedrucktem Jersey mit schmalem Taillen-Bindeband und Reißverschluss im Rückenteil erinnert an Werke der Optischen Kunst (Op-Art): Abstrakte, geometrische Formen erzeugen einen Eindruck von Bewegung und spielen mit optischen Illusionen. Modedesigner wie Pierre Cardin, Ossie Clark und Yves Saint Laurent griffen den Stil Mitte der 1960er-Jahre auf. Das Kleid besteht aus der texturierten Polyesterfaser „Trevira 2000“ der Farbwerke Hoechst AG. Um 1900 entstand in Bobingen (Lkr. Augsburg) aus einer Bleicherei eine Kunstseidenfabrik, die halbsynthetische Fasern aus Baumwollabfällen herstellte. Ab 1926 gehörte die Fabrik zur IG Farbenindustrie AG. Nach Kriegsende kam Dr. Paul Schlack nach Bobingen, der Erfinder des unter dem Markennamen Perlon bekannten Polyamids Polycaprolactam. Unter US-Administration begann in Bobingen neben der Viskose-Reyon- auch die Perlonproduktion. Nach seinem Anschluss an die Frankfurter Hoechst AG 1952 entwickelte sich das Werk zu einem großen Arbeitgeber in der Region. Der Schwerpunkt lag ab 1956 auf der Produktion der Polyesterfaser Trevira. Im Bobinger Hoechst-Werk wurden Polyester-Schnitzel geschmolzen und durch hauchdünne Düsen gepresst. So entstanden strukturlose Endlosfäden, die auf ein Vielfaches ihrer Länge verstreckt wurden. Durch Kräuseln vergrößert sich ihr Volumen, ihr Wärmerückhaltevermögen und die Feuchtigkeitsaufnahme erhöht sich, ihre Elastizität wird gesteigert. Das Ergebnis des Texturierprozesses ist das woll-ähnliche Bauschgarn „Trevira 2000“.