Ölbild: katholische Trachten aus Marktoffingen

Museum Oberschönenfeld

Beschreibung

Anlässlich der Trachteninitiative König Maximilians II. von Bayern (1811–1864) entstand 1853 diese in Öl ausgeführte Darstellung. Sie zeigt ein Paar aus Marktoffingen (Lkr. Donau-Ries) und diente als Beleg für die Bekleidung der katholischen bäuerlichen Bevölkerung. Mehrere Details gab es Jahrzehnte zuvor auch in der städtischen Mode: die weiten Ärmel am Frauenspenzer, die Bänderhaube, den stark gefältelten und dadurch weiten Rock, die Kniehose und Stiefel des Mannes, das schwarze Halstuch und die Ulmer Pfeife. Das Blatt ließ Landrichter Franz Xaver Kerker (1799–1872) vom Landgericht Wallerstein anfertigen und reichte es mit drei weiteren von „Musterorten für die Landestrachten im Ries“ (Inv.Nr. 024062 Ehringen; 025079 Maihingen; 025082 Pfäfflingen) beim Regierungspräsidium von Schwaben und Neuburg ein. Bei der Integration der neuen Landesteile ins Königreich Bayern setzten die Wittelsbacher auf „Einheit in der Vielfalt“: Regionale und lokale Identitäten sollten das gesamtbayerische Nationalgefühl ergänzen und verstärken. Geschickt verwoben sie schwäbische und lokalpatriotische Traditionen mit Königstreue und vaterländischem Stolz. Besonders erfolgreich war die Trachten- und Festpolitik der Wittelsbacher. Mit Umfragen zu ortsüblichen Kleidungsweisen wandelte sich die Bedeutung des Begriffs Tracht. Als Tracht galt nun regionaltypische Kleidung, die vielerorts erst geschaffen werden musste: Modisch veraltete Kleidung wurde nun – teils neu kombiniert – als Tracht ausgewiesen.