Baby-Strickjacke aus aufgetrennten Strümpfen, Notkleidung

Museum Oberschönenfeld

Beschreibung

„Meine selbstgestrickten Trachtenstrümpfe trennte ich auf und strickte daraus Babyjäckchen“, erinnerte sich eine Augsburger Fachlehrerin (1918–2012). Bei diesem Jäckchen aus weißem Baumwollgarn strickte sie ein Lochmuster ein und umhäkelte die Kanten. Vor der Geburt ihres ersten Sohnes 1946 in Jülich (Nordrhein-Westfalen) nähte sie außerdem aus einem geschenkten Stück Leinenstoff Windelhosen zum Knöpfen und verzierte sie mit Borten im Hexenstich. Für große Windeln zerschnitt sie ein Biberbetttuch und fasste es mit buntem Garn ein. Durch teils extreme Materialknappheit und Not während der Weltkriege und in den Jahren danach waren die Menschen gezwungen, aus Resten oder eher ungewöhnlichen Materialien fehlende Alltagsgegenstände herzustellen. Knöpfe, Stoffreste, Metallstücke – alles war brauchbar. Oft erhielten noch vorhandene Gegenstände durch mehr oder weniger große Veränderungen eine neue Funktion und dienten meist bis Ende der 1940er-Jahre als Notbehelf oder Notkleidung.