Brezelhalter in Form der sieben Schwaben, Goebel, Modell KF 19

Museum Oberschönenfeld

Beschreibung

Der Brezelhalter aus hohlgegossenem Steingut zeigt auf einem Sockel die dicht gedrängte, mit einem Aerografen bunt dekorierte Gruppe der sieben Schwaben, die vor einem kleinen Hasen zurückschrecken. Der eingesteckte, schwarz lackierte Holzspieß verweist auf die Funktion der Keramik: Sie diente als Brezelhalter, die sich ab Mitte der 1930er-Jahre, auch in den USA, zunehmender Beliebtheit erfreuten. Auf der Bodenunterseite verweist die Marke „WG“ auf die W. Goebel Porzellanfabrik Oeslau und Wilhelmsfeld. Das 1871 gegründete Unternehmen aus Oeslau (Rödental, Lkr. Coburg) war vor dem Ersten Weltkrieg mit Luxusporzellan erfolgreich, während der 1920er-Jahre mit Produkten für den amerikanischen Markt und ab 1935 mit den sogenannten Hummel-Figuren nach den Zeichnungen der Franziskanerin Maria Innocentia Hummel (1909–1946). Das Grundmotiv des Schwanks von den sieben Schwaben, die, bewaffnet mit einem großen Spieß, Jagd auf ein Ungeheuer machen, das sich nach vielen Abenteuern als harmloser Hase entpuppt, reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Zu den bekanntesten literarischen Bearbeitungen des Stoffes zählt das Volksbüchlein von Ludwig Aurbacher (1784–1847) aus Türkheim (Lkr. Unterallgäu), das er 1827 veröffentlichte. Im Verlauf des 19. und 20. Jahrhunderts kam es zu einer Popularisierung der Geschichte, wobei sich stereotype Vorstellungen von „den Schwaben“ verfestigten. Die Spottfiguren entwickelten sich zum Markenzeichen des Schwäbischen: An vielen Stellen begegnet man ihnen im schwäbischen Sprachraum – ob als Brunnenfigur, als Denkmal, als Bild oder auf Alltagsgegenständen.