Aquarell: katholische Trachten aus Maihingen

Museum Oberschönenfeld

Beschreibung

Dieses Aquarell entstand 1853 und zeigt ein katholisches Paar in Tracht aus Maihingen (Lkr. Donau-Ries), damals zum Landgericht Wallerstein gehörig. Mehrere Details der Kleidung gab es Jahrzehnte zuvor bereits in der städtischen Mode: der kurze Schnitt des Mieders, die weiten Spenzerärmel, der reich gefältelte weite Rock, die Bänderhaube, der lange Mantel des Mannes, sein Halstuch sowie die Kniehose samt Stulpenstiefeln. Das Blatt ließ Landrichter Franz Xaver Kerker (1799–1872) vom Landgericht Wallerstein anfertigen und reichte es mit drei weiteren von „Musterorten für die Landestrachten im Ries“ (Inv.Nr. 024062 Ehringen; 024064 Marktoffingen; 025082 Pfäfflingen) beim Regierungspräsidium von Schwaben und Neuburg ein. Im 1806 entstandenen Königreich Bayern setzten die Wittelsbacher auf „Einheit in der Vielfalt“: Regionale und lokale Identitäten sollten nicht im Gegensatz zum gesamtbayerischen Nationalgefühl stehen, sondern dieses ergänzen und verstärken. Geschickt verwoben sie bestehende schwäbische und lokalpatriotische Traditionen mit Königstreue und vaterländischem Stolz. Besonders erfolgreich war die Trachten- und Festpolitik der Wittelsbacher, die in den Oktoberfesten samt Trachtenumzügen ihre Höhepunkte fand. Mit Umfragen zu ortsüblichen Kleidungsweisen wandelte sich die Bedeutung des Begriffs Tracht. Als Tracht galt nun regionaltypische Kleidung, die vielerorts erst geschaffen werden musste: Modisch veraltete Kleidung wurde nun – teils neu kombiniert – als Tracht ausgewiesen.