Aquarell: katholische Trachten aus dem Landgerichtsbezirk Oettingen

Museum Oberschönenfeld

Beschreibung

Dieses Aquarell mit teils sichtbarer Vorzeichnung schuf wohl der Rechtspraktikant Johann Baptist Alois Gloning (gest. 1862), Lehrersohn aus Hausen (Fremdingen, Lkr. Donau-Ries), anlässlich der Trachteninitiative von König Maximilian II. von Bayern (1811–1864). Es zeigt „Trachten der Katholiken“ im Landgericht Oettingen und wurde im Mai 1852 mit einer Beschreibung des Landgerichtes sowie einem weiteren Blatt mit „Trachten der Protestanten“ (Inv.Nr. 025081) an das Regierungspräsidium und von dort dem Innenministerium übergeben. Auf beiden Darstellungen sind die Spenzer der Frauen mit Keulenärmeln ausgestattet, die vor allem während der 1830er-Jahre in der städtischen Mode zu finden waren. Im beigefügten Bericht heißt es unter anderem, die Katholikinnen bevorzugten gegenüber den Protestantinnen buntere Stoffe, längere und plissierte Röcke sowie Spenzer mit kürzerer Taille, bei den Männern gebe es kaum Unterschiede. Im 1806 entstandenen Königreich Bayern setzten die Wittelsbacher auf „Einheit in der Vielfalt“: Regionale und lokale Identitäten sollten das gesamtbayerische Nationalgefühl ergänzen und verstärken. Geschickt verwoben sie bestehende schwäbische und lokalpatriotische Traditionen mit Königstreue und vaterländischem Stolz. Besonders erfolgreich war die Trachten- und Festpolitik der Wittelsbacher. Mit Umfragen zu ortsüblichen Kleidungsweisen wandelte sich die Bedeutung des Begriffs Tracht. Als Tracht galt nun regionaltypische Kleidung, die vielerorts erst geschaffen werden musste: Modisch veraltete Kleidung wurde nun – teils neu kombiniert – als Tracht ausgewiesen.