Aquarellierte Bleistiftzeichnung: katholische Frauentracht aus dem Landgerichtsbezirk Grönenbach

Museum Oberschönenfeld

Beschreibung

Diese aquarellierte, mit „Katholische Bäuerin“ bezeichnete und unten rechts mit „Fr. Bonn Rchtspkt“ signierte Bleistiftzeichnung lässt sich dem Landgericht Grönenbach (Lkr. Unterallgäu) zuordnen, wo sie der Rechtspraktikant Franz Bonn (1830–1894) anlässlich der Trachteninitiative von König Maximilian II. von Bayern (1811–1864) schuf. Die Rückenansicht betont die auffallende Schirmhaube der Frau, die ein an der Biedermeiermode orientiertes Kleid mit Keulenärmeln, eine mit goldfarbener Borte besetzte Halbschürze und ein ebenso besetztes schwarzes Halstuch trägt. Der Knabe trägt einen schwarzen Knickzylinder und einen langen blauen Mantel. Das Landgericht Grönenbach (Lkr. Unterallgäu) wollte mit diesem und zwei weiteren Blättern (Inv.Nr. 025246, 025247) vor allem die konfessionell unterschiedlichen Kopfbedeckungen verheirateter und lediger Frauen dokumentieren. Über das Regierungspräsidium von Schwaben und Neuburg gelangten die drei Zeichnungen 1852 an das Bayerische Innenministerium. Bei der Integration der neuen Landesteile in das 1806 entstandene Königreich Bayern setzten die Wittelsbacher auf „Einheit in der Vielfalt“: Regionale und lokale Identitäten sollten das gesamtbayerische Nationalgefühl ergänzen und verstärken. Mit Umfragen zu ortsüblichen Kleidungsweisen wandelte sich die Bedeutung des Begriffs Tracht. Als Tracht galt nun regionaltypische Kleidung, die vielerorts erst geschaffen werden musste: Modisch veraltete Kleidung wurde nun – teils neu kombiniert – als Tracht ausgewiesen.