Aquarell: Trachten aus dem Landgerichtsbezirk Sonthofen

Museum Oberschönenfeld

Beschreibung

Anlässlich der Trachteninitiative von König Maximilian II. von Bayern (1811–1864) entstand dieses mit „M Fuggs / 1852“ signierte und datierte Aquarell als Beleg für die frühere Bekleidung im Landgericht Sonthofen (Lkr. Oberallgäu). Die Erläuterung unter dem Bild „Vor 30 Jahren“ wurde getilgt. Mädchen und Bursche tragen Kleidungsstücke, die Jahrzehnte zuvor als städtisch-modern galten: das Schnürmieder, die Keulenärmel am Spenzer, das schwarze Halstuch mit Goldspitze und die Radhaube mit goldverzierten Bändern, daneben die Kniehose und die Jacke mit Stehkragen. Dieses und ein weiteres Blatt (Inv.Nr. 025251) aus der Hand des Sonthofer Malers Max von Fuggs (1820–1878) gelangten vom Landgericht Sonthofen 1852 über das Regierungspräsidium von Schwaben und Neuburg an das Bayerische Innenministerium. Im Begleitschreiben des Landrichters heißt es, die jüngere Generation kleide sich „schon lange nach der Mode der Städte“. Im Königreich Bayern setzten die Wittelsbacher auf „Einheit in der Vielfalt“: Regionale und lokale Identitäten sollten das gesamtbayerische Nationalgefühl ergänzen und verstärken. Geschickt verwoben sie bestehende schwäbische und lokalpatriotische Traditionen mit Königstreue und vaterländischem Stolz. Besonders erfolgreich war die Trachten- und Festpolitik der Wittelsbacher. Mit Umfragen zu ortsüblichen Kleidungsweisen wandelte sich die Bedeutung des Begriffs Tracht. Als Tracht galt nun regionaltypische Kleidung, die vielerorts erst geschaffen werden musste: Historische Kleidungsstücke wurden wiederentdeckt und – teils neu kombiniert – als Tracht ausgewiesen.