Armlehnstuhl aus Kirschbaumholz mit Lederkissen, Modell "Hamburg"

Museum Oberschönenfeld

Beschreibung

Das als „Sessel Hamburg“ bezeichnete Sitzmöbel aus lackiertem Kirschbaumholz besitzt ein abgerundetes Sitzbrett sowie gedrehte Sprossen und Beine. Es stammt aus der 1778 gegründeten Drechslerei Heinz in Waal (Lkr. Ostallgäu). Der Stuhl zählt zu den frühen Sitzmöbelmodellen der Firma und wird in einer Preisliste aus dem Jahr 1953 geführt. Gebhard Heinz (1884–1972) hatte die Drechslerei 1910 in vierter Generation übernommen. Sein Sohn Christian (1912–1963) erweiterte sie in den 1950er-Jahren um eine Schreinerei und setzte vermehrt auf die Herstellung von Möbeln, insbesondere von Stühlen. Als er 1963 bei einem Autounfall ums Leben kam, führte seine Witwe Klara (1926–2007) das Unternehmen weiter. Sie benutzte den Armlehnstuhl als „Chefsessel“ und ließ ihn dafür mit einem lederbezogenen Sitzkissen und Kopfpolster ausstatten. In Letzteres sind zwei Lederbänder eingenäht, an deren Enden jeweils eine gedrechselte Holzkugel als Gegengewicht befestigt ist. Damit lässt sich die Höheneinstellung des Kopfpolsters flexibel regulieren. Neben seriell am Drehautomaten gefertigten Erzeugnissen entwickelten sich die Herstellung von (Einbau-)Möbeln und der Innenausbau zu Schwerpunkten der Firma, während der letzte Drechsler 1975 in den Ruhestand ging. 1995 übernahm die Tochter und Schreinermeisterin Hildegard Heinz (geb. 1948) mit ihrem Ehemann Dieter Kaiser (1940–2013) den Betrieb. Da sich keine Nachfolge fand, endete 2016 die über 200-jährige Firmengeschichte.