Geschnitzte Krippenfiguren "Anbetung der Könige"

Museum Oberschönenfeld

Beschreibung

Die Lindenholz-Figuren des Krippenschnitzers Josef Wiegel (1845–1918) verkörpern die Epiphanie-Szene aus dem Matthäusevangelium: die Huldigung Jesu durch Sterndeuter aus dem Osten, meist als Heilige Drei Könige bezeichnet. Oftmals werden sie den Erdteilen Asien, Europa und Afrika zugeordnet, auch hier ist einer der Könige als S chwarzer Mensch dargestellt. Diener, die kolonialistische Klischees reproduzieren, bringen Perlenketten und anderen Schmuck dar; ein liegendes Dromedar ergänzt die Szenerie. Zahlreiche Details wurden mit Blattgold überzogen. Die textile Kleidung mit aufwendigen Verzierungen aus Silber- und Goldfäden sowie Glasperlen und -steinen ergänzte Anna Elisabeth Gröber (1898–1984) aus Aichach nach Vorbildern aus dem Bayerischen Nationalmuseum in München. Der ehemalige Besitzer der Figuren, der Aichacher Fleischfabrikant Robert Haselberger (1884–1959), beschrieb die Szene „Anbetung der Heiligen Drei Könige“ als das „Hauptstück“ seiner umfangreichen Krippenanlage, für die der Augsburger Architekt Anton de Crignis (1869–1933) einen Stall im Stil einer Palastruine anfertigte. In ärmlichen Verhältnissen in Burgau (Lkr. Günzburg) aufgewachsen, kam Josef Wiegel 1860 nach Augsburg, wo er als Mauerer tätig war. Mit dieser Saisonarbeit konnte Wiegel, der 1873 Walburga Roßkopf (1849–1923) geheiratet hatte, seine rasch wachsende Familie nicht ernähren. Er begann, sich dem Schnitzen, u. a. von Krippen- und Heiligenfiguren, zu widmen und stellte auch Tonmodelfiguren, sogenannte Bachene her.