Selbst gebauter Spielkaufladen, Verkaufstheke mit Waage

Museum Oberschönenfeld

Beschreibung

Den Spiel-Kaufladen aus Nadelholz in Form einer Verkaufstheke mit Schubladen und seitlichen Regalen sowie die Waage aus Metall fertigte ein Luftfahrtingenieur (1903–1985) als Weihnachtsgeschenk für seine 1935 und 1942 geborenen Töchter an. Der Vater, 1945 aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft nach Stadtbergen (Lkr. Augsburg) heimgekehrt, war zunächst arbeitslos. Da finanzielle Mittel fehlten und es in der Mangelzeit nach dem Zweiten Weltkrieg ohnehin kaum etwas zu kaufen gab, fertigte er viele Spielsachen für seine Kinder selbst. Für die Verkaufstheke stellte ihm ein ortsansässiger Schreiner nachts Werkstatt und Materialabfälle zur Verfügung. Die Ausstattung für den Kaufladen, Bonbongläser, Schale und Schaufel, erwarb er in Augsburg auf dem Königsplatz. Dort existierte während der Nachkriegszeit ein Schwarzmarkt, auf dem auch in Heimarbeit hergestellte Spielsachen erhältlich waren. Als Notspielzeug bezeichnete selbstgefertigte Spielsachen entstanden vor allem ab 1943, als Spielzeugfabriken zu Rüstungsbetrieben umfunktioniert wurden, sowie in den Mangeljahren der Nachkriegszeit. Gebaut aus leicht verfügbaren Materialien wie Holz, Blechdosen und Stoffresten, aber auch aus Kriegsmüll wie Patronenhülsen und Gasmaskenfiltern, entstanden unter anderem einfache Puppen, Tiere und Autos sowie detailreiche Puppenhäuser und funktionsfähige Tretroller.