Militärspielzeug, Sanitätszelt mit Lineol-Figuren

Museum Oberschönenfeld

Beschreibung

Das so überlieferte Ensemble besteht aus einem Sanitätszelt sowie polychrom bemalten 70-mm-Figuren aus über Stahldraht gepresster Masse. Während die Krankenschwester mit Rotkreuzbinde keinen Herstellerhinweis trägt, sind die Wehrmachts-Sanitäter und der verwundete Soldat auf einer Trage mit „LINEOL / GERMANY“ bezeichnet. Die 1906 in Brandenburg an der Havel gegründete Lineol AG bot neben hochwertigen Blechspielsachen vor allem einzeln erwerbbare detailtreue Spielfiguren aus Masse in mehreren Größen sowie Zubehör an, darunter auch Zelte zu den „Lazarett-Figuren“. Dieses Zelt trägt über einem Drahtgestell eine handgenähte, mit Tarnflecken versehene Bespannung aus Baumwollsegeltuch und einen, von Lineol-Zelten abweichend, seitlich angeordneten Eingang. Ein Junge (geb. 1933) erhielt das Kriegsspielzeug als Geschenk zwischen 1937 und 1939 von seinem Onkel und dessen Frau aus Augsburg-Pfersee, bei denen er bis zum Beginn seiner Schulzeit aufwuchs. Seit Jahrhunderten ist Spielzeug bekannt, mit dem Kinder kriegerische Szenen nachspielten. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gehörten Kriegs- und Gewalterfahrungen sowie deren mediale Verbreitung zur Lebenswelt der Kinder, die sie spielerisch verarbeiteten. Außerdem sollte militärisches Spielzeug die Buben auf ihre zukünftige Rolle als Soldat vorbereiten. Während die DDR es als „staatspolitisch wertvoll“ einstufte, geriet Kriegsspielzeug in der Bundesrepublik in Verruf.