Beschreibung
Einen Einblick in den Alltag der Provinzbevölkerung liefern uns bisweilen bildliche Darstellungen auf Grabmälern. Ein Beispiel dafür stellt der Inschriftenblock eines Pfeilergrabmals aus Augsburg dar, dessen reliefverzierte Nebenseiten auf das Thema des Weinhandels verweisen. So zeigt die linke Seite eine Verkaufsszene: Hinter einem hohen Ladentisch steht ein Mann, der Wein in eine Messkanne schüttet. Letztere ist auf einer Art Trichter abgestellt, deren Spitze wohl unter dem Tisch in einer bogenförmigen Nische endet. Eine deutlich kleiner dargestellte Figur, bekleidet mit einem Kapuzenmantel, steht vor dem Ladentisch und hält einen Krug unter eine der zwei Nischen unter dem Tisch, um den erwarteten Wein aufzufangen. Diese Szene findet sich in sehr ähnlicher Form mehrfach in der Gegend von Dijon. Vor allem bei szenischen Darstellungen lassen sich für Augsburg deutliche Parallelen zu den Grabdenkmälern der römischen Provinz Gallia Belgica ziehen.
Die rechte Nebenseite vermittelt eine Bezahlszene: Der Mann links blickt auf eine Kontortafel, der rechts sitzende Mann hat einen Sack auf seinen Beinen und scheint mit seiner rechten Hand Geld auf den Tisch zu legen, auf dem schon einige Münzen ausgebreitet sind. Die Frau im Hintergrund – dies verraten ihre Finger – zählt mit.
Inschrift
POMPEIANIVS
SILVINVS VIVVS
FECIT SIBI ET
POMP(eianio) VICTORI
FRATRI PIISSIMO
QVI VIXIT ANNIS XXX