Reise nach Asien 1892, eigenhändiges Tagebuch mit Aquarellen von Siegfried Wagner

Richard-Wagner-Museum Bayreuth

Beschreibung

1892 unternimmt der einzige Sohn Richard Wagners, Siegfried (1869-1930), eine Reise nach Fernost. Er begleitet Clement Harris (1871-1897), den Sohn eines englischen Reeders, den er 1889 in Frankfurt kennenlernt. Auf ihrer sechsmonatigen Reise, die sie von Europa über Ägypten nach Singapur, China und auf die Philippinen führt, entwickeln die beiden eine enge und intime Beziehung. Im Alter von nur 25 Jahren fällt Harris 1897 im griechisch-türkischen Krieg. Eine Fotografie des Freundes steht zeitlebens auf Siegfried Wagners Schreibtisch.

Das Tagebuch wird nie veröffentlicht. Nach Siegfried Wagners Tod lässt seine Witwe Winifred Privatdrucke des Texts fertigen, die sie 1935 verdienten Freunden schenkt. In einem Geleitwort weist Winifred bereits auf die „eigenwillige Schreibweise“ ihres verstorbenen Mannes hin. Eigenwillig sind vor allem die Themen, wenn Siegfried beispielsweise sehr detailliert über die Umwege seiner Verdauung räsoniert. Weniger amüsant ist dagegen der dandyhafte Snobismus, der die Aufzeichnungen durchzieht, vor allem sein ausgeprägter Antisemitismus.

Die Ostasienreise stellt einen Wendepunkt in Siegfried Wagners Leben dar. In ihrem Verlauf entscheidet er sich endgültig, Musiker zu werden und ein begonnenes Architekturstudium aufzugeben. 1896 debütiert er als Dirigent bei den Bayreuther Festspielen. Von 1908 bis zu seinem Tod 1930 leitet er die Festspiele, die er technisch und sehr vorsichtig auch inszenatorisch modernisiert.