Beschreibung
Die allegorische Darstellung der Europakarte in Frauengestalt geht auf einen Entwurf des Tiroler Hofbeamten Johannes Putsch zurück. 1537 hatte dieser König Ferdinand I. (reg. 1526–1564) einen Holzschnitt gewidmet, der Europa als Königin darstellt. Die Krone der 'Europa Regina' bildet Spanien, die Karte war mithin nach Westen ausgerichtet. Populär wurde die Karte jedoch erst, als Matthias Quad im Jahr 1587 zu Beginn seiner Tätigkeit in Köln einen Kupferstich davon herstellte und diese Darstellung Europas im Jahr darauf Eingang in die berühmten kartografischen Werke von Sebastian Münster ('Cosmographia') und Heinrich Bünting ('Itinerarium Sacrae Scripturae') fand. Der Kopf der Gestalt bildet die Iberische Halbinsel, die Brust Frankreich; Zentrum und Herz der Figur ist das Heilige Römische Reich. Böhmen als vornehmstes der Kurfürstentümer innerhalb des Reiches - just dasjenige, in welchem Ferdinand regierte - wurde hervorgehoben, indem die Wälder des Landes kreisförmig angeordnet wurden. Italien nimmt den rechten Arm der Figur ein. Sizilien ist der Reichsapfel - vielleicht eine Anspielung auf den Staufer Friedrich II. (reg. 1198-1250). Ganz wie in den kartografischen Darstellungen der Zeit üblich, wurden Binnengrenzen auf dieser Karte nicht dargestellt. Europa bildet somit einen einheitlichen Körper mit den einzelnen Ländern als Glieder. Damit wird eine Geschlossenheit sowie die Vorherrschaft Europas über andere Weltteile suggeriert. Datum: 2018
Autor
Bernhard Lübbers