Statue des Amun

Staatliches Museum Ägyptischer Kunst München

Beschreibung

Amun, der König der Götter, ist in seiner üblichen Ikonographie dargestellt: Er trägt eine Krone mit einem Federnpaar, vor das eine Sonnenscheibe gesetzt ist. Bekleidet ist er mit einem dreigeteilten plissierten Schurz sowie einem enganliegenden Leibchen mit Federmuster. Außerdem trägt er einen vierreihigen Schmuckkragen sowie den unten aufgerollten, geflochtenen Götterbart. Die meisten der aus der Spätzeit in großer Zahl überlieferten Götterfiguren aus Bronze sind kleinformatig. Sie wurden als Votivgaben verwendet, das heißt von Privatpersonen in das Heiligtum der jeweiligen Gottheit gestiftet. Derartige Votivbronzen wurden vermutlich in Werkstätten direkt vor Ort in großer Zahl gefertigt und waren daher meist von durchschnittlicher Qualität; in griechisch-römischer Zeit wurden sie zur Massenware. Daher ist diese Figur im Hinblick auf ihr Format und ihre Qualität als außergewöhnlich zu bezeichnen, was sich etwa auch an der Fülle der eingeritzten Details – Innenzeichnung des Federpaares oder genaue Wiedergabe der Zehen- und Daumennägel – ablesen lässt. Die auf dem Sockel an allen vier Seiten umlaufende Inschriftzeile ist zwar durch Korrosion weitgehend zerstört, lässt aber noch den Namen des Königs Necho II. erkennen, so dass eine sichere Zuweisung in die 26. Dynastie möglich ist. Stilistisch steht die Figur jedoch noch ganz in der Tradition der vorangegangenen 25. Dynastie. Die athletischen Proportionen des Körpers – breite Schultern, schmale Taille, überlange Beine mit kräftigen Wadenmuskeln – sind ein Erbe der kuschitischen Kultur, die von ihrer Hauptstadt Napata aus, im heutigen Nordsudan, Ägypten für ein knappes Jahrhundert beherrscht und auch der Kunst neue Impulse verliehen hatten.