Scheintür der Chnumit

Staatliches Museum Ägyptischer Kunst München

Beschreibung

In der architektonischen Rahmung von Rundstab und Hohlkehle – Reminiszenzen der Lehmziegelarchitektur – ist ein zweifach abgetrepptes Inschriftenband eingebettet, in deren Zentrum eine Scheintür sitzt: Eine Modelltür en miniature, die die Idee vom Grab als Wohnhaus des Verstorbenen ins Relief umsetzt. Dies war in den Gräbern die Hauptkultstelle, die Kontaktstelle zwischen Diesseits und Jenseits, hier kann die Seele des Verstorbenen das Grab verlassen und betreten, hier werden die Opfergaben dargebracht. Über der Scheintür sitzt oft die Darstellung des Verstorbenen am Opfertisch – in der realen Architektur von Wohnhäusern findet sich an dieser Stelle ein Fenster. Die Inschrift enthält die sogenannte Opferformel, ein standardisiertes Gebet an die Götter des Jenseits, in dem auch dem Verstorbenen Opfergaben zugesichert werden – hier handelt es sich um die Hofdame Chnumit, die Priesterin der Göttin Hathor war und den Ehrentitel „Einzigartiger Schmuck des Königs“ trug. Sie steht viermal am unteren Ende der Inschriftzeilen - zugleich Bildnis der Grabherrin und Hieroglyphe. An diese zentrale Scheintür schließen rechts und links zwei Seitenwände in rechtem Winkel an, in der Chnumit vor einem reich gedeckten Speisetisch sitzt. Darüber ist jeweils ein kleines Bildfeld angeordnet, in dem Priester bei Opfer und Gebet dargestellt sind. Die Konzentration verschiedenster Szenen auf engstem Raum und die überlängten Proportionen der Figuren sind Kennzeichen der Kunst des ausgehenden Alten Reiches (um 2100 v. Chr.).