Tempelrelief: Pharao Ramses II. beim Gebet

Staatliches Museum Ägyptischer Kunst München

Beschreibung

Das tief eingeschnittene versenkte Relief zeigt den König nach rechts gewendet, die Hände im Betgestus erhoben. Ramses trägt die Blaue Krone mit der Uräusschlange vor der Stirn, deren Körper zu einer kreisrunden Spirale aufgewickelt ist. Zwei plissierte Stoffstreifen, im Nacken am unteren Kronenrand befestigt, fallen über die Schulter bis weit auf den Rücken herab. Über den Halskragen ist eine schmale Stola gelegt, an deren Enden Lebenszeichen hängen. Der fein plissierte Schurz läuft vorn in ein spitzes, dreieckiges Mittelstück aus. An der Gürtelschließe ist ein Uräengehänge befestigt, hinten am Schurz der Tierschweif, ein Stierschwanz, beides tierische Machtsymbole des Königtums, die auf älteste Vorstellungen zurückgreifen. Besondere Beachtung verdient die äußerst feine Innenzeichnung des Reliefs und der schwierige Übergang von Flachrelief zu versenktem Relief bei der Stirnschlange. In der Kartusche vor dem Gesicht des Königs steht der Geburtsname Ramses' II. „Ramses, geliebt von Amun". Aufgrund des wertvollen Materials stammt der Block wohl von einem Götterschrein (Naos), dessen rechte Außenwand er bildete. Der König ist hier als Mittler zwischen Mensch und Gott dargestellt, ihm allein war es gestattet, vor die Götter zu treten und das tägliche Kultbildritual im Allerheiligsten eines jeden Tempels zu vollziehen – so schildern es die Wandreliefs. Im täglichen Ablauf der Rituale wird diese Aufgabe vom Hohepriester des jeweiligen Tempels übernommen.