Scheintürfragmente des Meni

Staatliches Museum Ägyptischer Kunst München

Beschreibung

In die Außenwand des Ziegelgrabes des „Hausältesten“ Meni westlich der Pyramiden von Gisa waren zwei Scheintüren mit Reliefbildern eingelassen. Ein rechteckiges Bildfeld zeigt einander gegenüber stehend Meni und seine Frau Merutnes, umgeben von drei Töchtern und (links unten) einem Sohn, der – wie die Beischrift mitteilt und das Schreibzeug in seiner Hand zeigt – eine höhere Schulbildung genossen hat. Unter dieser Darstellung steht auf dem Türsturz eine Verfluchungsformel gegen Grabräuber, wie sie sich auch sonst in Grabinschriften des Alten Reiches findet: „Der Hausälteste Meni, er sagt: Das Krokodil gegen den im Wasser, die Schlange gegen den auf der Erde, der etwas gegen dieses (Grab) tun wird. Niemals habe ich etwas gegen ihn getan. Gott ist es, der richten wird.“ Auf dem Türsturz der zweiten Scheintür drängen sich auf engstem Raum Szenen, die sich in den großen Gräbern früherer Generationen über ganze Wände hinzogen. Beiderseits des groß über der Tür stehenden Namens des Meni und ihm zugewendet sind Opferträgerinnen und Opferträger dargestellt, deren Namen teils gleichlautend mit denen der Söhne und Töchter in den anderen Szenen sind. Auch die Korn mahlenden Frauen an den äußersten Bildrändern sind namentlich identifiziert. Im breiten oberen Bildstreifen fährt auf dem durch Zickzacklinien dargestellten Fluss ein Papyrusboot, gerudert und gesteuert von den Söhnen des Ehepaares, das in der linken Hälfte des Bootes am Boden hockt. Der schreibkundige Sohn steht, mit einem Blütendiadem bekränzt, als Lotse am Bug. Rechts vor dem Boot treideln fünf Söhne in eiligem Laufschritt das Boot an einem dicken Seil. Über dem Bug des Bootes sind Tongefäße und Schüsseln zu sehen – eine extrem verkürzte Wiedergabe der Opfer, deren Darstellung in anderen Gräbern ganze Wände füllt. Nicht eine Lustfahrt ist hier dargestellt, sondern die rituelle Fahrt des Verstorbenen und seiner Frau in die Jenseitsgefilde, in das ewige Leben. Zu dieser Scheintür gehört auch eine Inschrift, in der Meni versichert, dass die Bauarbeiter, die sein Grab errichteten, den ihnen zustehenden Lohn erhalten hätten. In der Blütezeit des Alten Reiches um (2700-2170 v. Chr.) sind die nahe den Pyramiden von Gisa, Abusir, Sakkara und Dahschur aus Kalkstein errichteten Gräber der hohen Würdenträger mit umfangreichen Reliefszenen ausgestattet, die oft Hunderte von Quadratmetern der Grabwände bedecken. Gegen Ende des Alten Reiches konzentriert sich die Dekoration der nun oft aus ungebrannten Ziegeln gebauten Gräber auf die einzigen steinernen Bauteile, die Scheintüren. Als Nahtstelle zwischen Jenseits und Diesseits sind sie die wichtigste Stelle des Graboberbaus, vor denen die Opfergaben für die Verstorbenen niedergelegt wurden.