Sitzfigur des Neje und seiner Mutter Mutnofret

Staatliches Museum Ägyptischer Kunst München

Beschreibung

Nicht immer ist in einer Gruppenstatue ein Ehepaar dargestellt, häufig sind Mutter und Sohn wiedergegeben. Hier sitzen sie gemeinsam auf einer Bank mit Rückenlehne und Löwenfüßen. Neje wird inschriftlich als "Türhüter des Amun, der die Gebete erhört", eines populären Heiligtums im Osten des Amuntempels von Karnak ausgewiesen. Seine Mutter Mut-Nofret trägt den Titel "Sängerin des Amun", einen der gängigsten weiblichen Priestertitel. Beide haben den Arm um die Schulter des anderen gelegt. In dieser Konstellation kommt die Wertschätzung zum Ausdruck, die die Stellung der Mutter in der ägyptischen Gesellschaft besaß: Als „Herrin des Hauses“ ist sie dem Mann gleichwertig; sie ist für den gesamten häuslichen Bereich, der die Kindererziehung umfaßt, verantwortlich und voll geschäftsfähig, etwa beim An- und Verkauf von Land oder in Erbschaftsverträgen. Beide tragen ihre Festtagskleidung: Mut-Nofret ein enganliegendes, feinplissiertes Gewand, Neje einen wadenlangen Schurz mit Vorbau. Um den Hals haben sie einen breiten Schmuckkragen gelegt. Schwere Perücken mit äußerst raffinierter, kleinteiliger Löckchen- und Zöpfchenstruktur vervollständigen die Festtagstracht von Mutter und Sohn. Kein ikonographisches oder stilistisches Merkmal weist darauf hin, dass die beiden Personen verschiedenen Generationen angehören, dies geht lediglich aus der Inschrift hervor. Ihre Gesichter entsprechen dem ramessidischen Schönheitsideal in ihren runden, leicht fülligen Formen, dem kleinen Mund und der etwas flachen, breiten Nase. Mut-Nofret hat straffe, tiefsitzende Brüste, der Oberkörper ihres Sohnes ist muskulös gebildet. Diese Statue sollte das Idealbildnis der beiden dargestellten für alles Zeitenfesthalten. Sie diente als Grabstatue und damit auch als Ersatzkörper der Verstorbenen – und für die Ewigkeit ist der Altersunterschied einer Generation belanglos und kann vernachlässigt werden.