Kultstatue eines Krokodils

Staatliches Museum Ägyptischer Kunst München

Beschreibung

In seiner Kombination von naturalistischen Details und abstrahierenden Formen ist dieses Krokodil ein hervorragendes Beispiel für die Tierplastik in der ägyptischen Kunst. Aus dem Schuppenpanzer des Rückens wird ein strenges geometrisches Muster, im Gegensatz dazu ist die unbewehrte Unterseite des Körpers weich modelliert, der untere Teil des Halses wirkt nahezu verletzlich. Das Wesen des Tieres ist festgehalten in den sprungbereiten Beinen, im heimtückischen Blick der kleinen Augen, dem Überbiss der scharfen Zähne – alles zusammen erweckt den Eindruck lauernder, eben noch gebändigter Gefahr. Hier geht es nicht um die Schaffung eines realistischen Abbildes, sondern um die Idealisierung des Tieres als Abbild des Göttlichen. Das Krokodil ist als Hohlguss hergestellt. Um den Körper ist ein Überzug aus Niello gelegt, aus dem bereits beim Guss die Vertiefungen für die Einlagen aus Elektron (Gold-Silber-Legierung) ausgespart wurden. In die Höhlung der Körperunterseite waren zwei Zapfen aus Bronzen in querstehenden Bolzen befestigt, die zur Montage der Figur auf einem Sockel oder kleinen Schrein dienten. Aufgrund des wertvollen Materials, verarbeitet in einer neuen, aufwendigen Technologie, und des kleinen Formates handelt es sich bei dieser Figur um die Kultstatue eines krokodilgestaltigen Gottes aus dem Allerheiligsten eines Tempels, möglicherweise des Sobek, der seinen Hauptkultort in der Oase Fayum hatte.