Naossistrum mit Hathorkopf

Staatliches Museum Ägyptischer Kunst München

Beschreibung

Ein Sistrum ist ein Rasselinstrument, das das Rascheln des Papyrusdickichts nachahmen soll, aus dem die kuhgestaltige Göttin Hathor hervortritt. Daher wird das Sistrum überwiegend von Priesterinnen im Kult weiblicher Gottheiten verwendet, zu deren Kultsymbol es werden kann. Am engsten ist die Verbindung zur Göttin Hathor, deren Gesicht charakteristischer Bestandteil der meisten Sistren ist: Es handelt sich um ein in die Breite gezogenes menschliches Gesicht mit Kuhohren, gerahmt von einer unten eingerollten Strähnenperücke. Darüber erhebt sich auf einem Uräenfries das architektonische Element eines Götterschreines oder Tempeltores, das seitlich je drei Bohrungen aufweist. In diese waren ursprünglich horizontale Metallstäbchen eingesteckt, auf denen kleine Scheiben lose saßen: Sie erzeugten beim Schütteln das rasselnde Geräusch. Der Hathor-Kopf wurde ursprünglich von zwei aufgerichteten Uräus-Schlangen flankiert. Oben auf der Hohlkehle des Schreines ist ein nur noch in Resten erhaltener quer hockender Geier zu ergänzen, der seine Flügel nach vorne gelegt hat. Er ist die Erscheinungsform einer weiteren weiblichen Gottheit, der oberägyptischen Landesgöttin Nechbet. Zwischen Griff und Gesicht der Göttin ist ein reich gegliederter Halskragen eingefügt; über der Perücke liegt noch die Geierhaube, ein Kopfputz von Königinnen und Göttinnen. Der runde Griff trägt auf beiden Seiten eine senkrechte Inschriftzeile. Auf einer Seite wird die unterägyptische Landesgöttin, die schlangengestaltige Uto als „Herrin des Himmels“ angesprochen, während die andere Seite Amun erwähnt: „Spielen des Sistrums … für dein vollkommenes Antlitz, Amun-Re, Herr der Throne der beiden Länder“. Diese Anrufung einer männlichen Gottes auf einem Sistrum ist ungewöhnlich, üblich sind Nennungen weiblicher Gottheiten, allen voran Hathor sowie löwenköpfige Göttinnen wie Sachmet, Bastet oder Tefnut. Das Sistrum wurde beim Ritual des „Papyrusraufens vor Hathor“ oder beim „Besänftigen der Sachmet“ verwendet, und zwar meistens von Priesterinnen wie der „Sängerin des Amun“. In dieser Funktion erscheint es auch in der Hand von Königinnen und Prinzessinnen, darüber hinaus tragen Göttinnen häufig ein Sistrum als Attribut.