Moralische Medaille mit Chilon von Sparta und Lucretia

Staatliche Münzsammlung München

Beschreibung

Vorderseite: Aufschrift "EST DOTATAQV PROBA SATIS ORNATA PV Im Feld: ELLA CHI - LON"; Lesender Chilon von Sparta. Außen und im Feld Schrift.

Rückseite: Aufschrift "MVLIERI AMISSA PVDICIC - NIL RESTAT - SALVI"; Stehende Lucretia mit gegen sich gewendetem Dolch. Außen Schriftkreis.

Im 16. Jahrhundert entstand die Mode, moralisierende oder belehrende Medaillen für einen sich entwickelnden Medaillenmarkt zu produzieren. Dabei wurden auch gerne antike Motive auf einer Medaille vereint, die uns heute zeitlich und inhaltlich kaum vereinbar erscheinen würden. Allerdings war dies für das Geschichtsverständnis der Menschen im 16. Jahrhundert kein Problem, da die aus dem historischen Kontext herausgelöste Aussage für die Medaillen entscheidend war. In diesem Fall war das Thema die Tugend der jungen Frau. Als positiv wurden hierbei auf der Vorderseite die Erfolge einer guten Erziehung dargestellt. Hierbei folgte man einem Zitat von Chilon von Sparta, einem der sogenannten Sieben Weisen der griechischen Antike. Die Rückseite war in Gegensatz dazu dem Verderben gewidmet, das einer jungen Frau droht, die ihre Keuschheit verlor. Zur Illustration verwendete man ein Bild der Lucretia, die sich, wegen des vermeintlichen Verlusts ihrer Ehre nach einer Vergewaltigung, das Leben nahm.