Madonna mit Kind

Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal

Beschreibung

Die spätmittelalterliche Holzskulptur zeigt die Gottesmutter Maria, die in ihren Armen das Christuskind trägt. Zu ihren Füßen liegt der Mond. Dieser Typus wird deshalb auch als Mondsichelmadonna bezeichnet. Die Krone verdeutlicht zusätzlich, dass Maria hier als Himmelskönigin ausgewiesen wird. Ein solches Marienbild fußt auf apokalyptischen Vorstellungen, die in der Bibel beschrieben werden. In der Kunst des späten Mittelalters waren Mondsichelmadonnen sehr verbreitet. Sie sind letztlich Ausdruck einer starken Marienverehrung, die sich in der Frömmigkeit des Spätmittelalters zunehmend intensivierte. Herkunft und Aufstellungsort können im Fall der Tucher-Madonna nicht mehr rekonstruiert werden. Die Skulptur diente sicherlich der Andacht und wirkte mit einer Größe von etwa 120 cm auch repräsentativ. Bemerkenswert ist ihre künstlerische Qualität, die sich bei einer angesetzten Datierung um 1500 auf die Kunst des wichtigsten mainfränkischen Bildhauers Tilman Riemenschneider beziehen könnte. Zur Zeit der Entstehung dürfte die Oberfläche des geschnitzten Lindenholzes sehr reich und vor allem farbig gestaltet gewesen sein. Das Ablaugen der Holzskulpturen ist Resultat einer ästhetischen Mode im 19./20. Jahrhundert. Wohl in dieser Zeit kam die Figur in den Besitz der Familie Tucher durch die rege Sammlungstätigkeit von Heinrich Sigmund Wilhelm von Tucher (1853–1925). Die Skulptur gehört heute zu den Meisterwerken, die in der Schatzkammer des Museums Tucherschloss gezeigt werden.