Reisetruhe

Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal

Beschreibung

Die querrechteckige Truhe hat auf der Front ein Schlossschild, aus dessen vier Ecken Zierscheiben in À-jour-Arbeit mit Astwerkornament kragen, darunter sind drei Hängegriffe mit gleichartig verzierten Rosetten. Die Innenseite des Deckels hat zwei Scharniere mit langen Bändern, die in farbig unterlegten Scheiben enden. Daneben verzieren eingelegte Adern in geometrischen Formen, dazwischen gesetzte Knochenperlen sowie in der Mitte eine große à jour gearbeitete, rot unterlegte Scheibe die Deckelinnenseite. Alle Beschläge sind mit ihrer farbigen Unterlegung direkt in das Massivholz eingelassen und genagelt. Die Gratleisten des Deckels haben Vierpunkt-Punzierungen und an ihren Enden geschnitzte Löwenköpfe. Das auffallende Dekor lässt zunächst eine spanische Arbeit vermuten, aber die Certosina-Intarsien und die À-jour-Arbeit an den Beschlägen war auch in Italien und Süddeutschland Ende des 15., Anfang des 16. Jahrhunderts bei besonders wertvollen Möbel verbreitet. In Spanien dagegen wurde die Certosina-Technik mit Elfenbein und Ebenholz, und die durchbrochen gearbeiteten Beschläge mit einer Metallunterlegung ausgeführt. Die Fotografie einer im Detail identischen Truhe ist 1921 mit den Angaben: „Norditalien oder Südtirol 15. Jh., Berlin, Schloß-Museum” veröffentlicht, und bestätigt eine Herstellung in Italien. Die geringe Größe, die Tragegriffe und das Schloss mit Überfallriegel lassen darauf schließen, dass sie als Reisetruhe für wertvolle Objekte verwendet wurde.

Autor

Angelika Lindner