Scherensessel mit Tucherwappen

Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal

Beschreibung

Der Scherensessel mit Tucherwappen auf dem Lehnbrett hat Armlehnen mit quadratischem Querschnitt und gedrechseltem Kugelknauf. Gleich breite, leicht geschwungene und sich überkreuzende Stäbe stecken in Kufen. Die Abstände zwischen den Stäben sind so breit wie die Stäbe selbst, deshalb kann der Stuhl bei abgenommener Rückenlehne wie eine Schere zusammengeklappt werden. Form und Mechanik leiten sich vom antiken Faltstuhl und dem mittelalterlichen „faldistorium” ab, nur wird beim Scherensessel ausschließlich Holz verwendet, und keine Bespannung. Der Typus des Scherensessels erschien in Italien bereits im 15. Jahrhundert, dort „ sedia Savonarola” benannt, im folgenden Jahrhundert auch im nördlichen Alpenraum und Süddeutschland. Eine Rechnung des Schreiners J. E. Baldauf, Nürnberg, vom 27. Dezember 1886 an Freiherr Heinrich von Tucher belegt die nachträgliche Anfertigung einer Rückenlehne mit Tucherwappen für diesen Scherensessel. Auf einer Innenraumaufnahme seiner römischen Wohnung im Palazzo Borghese ist dieser Scherensessel genau zu erkennen. Heinrich von Tucher (1853–1925) war von 1896 bis 1903 als Bayerischer Gesandter in Rom tätig.

Autor

Angelika Lindner