Bildnis einer jungen Dame im Festgewand, 1592

Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal

Beschreibung

Aufgrund der Provenienz aus Tucher-Besitz liegt es nahe, in der Dargestellten eine verheiratete Tucherin oder eine angeheiratete junge Frau zu vermuten. Ein Wappen fehlt allerdings. Gewisse Ähnlichkeiten in Habitus und Gesichtsform lassen den Vergleich mit einem Brustbildnis im Germanischen Nationalmuseum zu. Dieses Porträt der Clara Praun, geborene Roming (1565–1638) stammt ebenfalls von Lorenz Strauch. Clara war die Tochter des Nürnberger Kaufmanns Hans Roming und der Clara Jakob. Sie heiratete 1589 den aus einer wohlhabenden Großhandelsfamilie stammenden Jakob Praun (1558–1627). Das Porträt im GNM entstand wohl anlässlich ihrer Vermählung, das vorliegende Bildnis im Tucherschloss drei Jahre später. Laut Inventar der Familie Praun gab es sogar zwei Fassungen des Gemäldes, doch muss man sich vor Augen halten, dass die Frauen der Nürnberger Oberschicht und des Patriziats meist sehr schematisch und ähnlich dargestellt wurden. Hier beide Male im schwarzen Kleid spanischen Stils mit weißer Halskrause, strengem Zopf und Käppchen. Wohlhabende Familien suchten die Gleichstellung mit dem Patriziat. Dieser Aufstiegswunsch wurde oft in Porträtdarstellungen unterstrichen. Ob es der abgebildeten Dame aus Tucher-Besitz nach damaliger Kleiderordnung gestattet war, eine dreifach geschlungene goldene Kette zu tragen, anstatt einer einfachen, muss offen bleiben. Ebenso, ob ihr der feine Goldkranz am Barett zustand. Eine Identifizierung der jungen Dame mit Clara Praun ginge jedenfalls zu weit.

Autor

Anja Falderbaum, Claudia Däubler-Hauschke