Bildnis des Lorenz II. Tucher (1490–1554), Erbauer des Tucherschlosses, 1543

Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal

Beschreibung

Als ihn ein unbekannter Maler 1543 porträtierte, blickte Lorenz II. Tucher auf eine beachtliche Karriere zurück. Seine Eltern Martin I. Tucher (1460–1528) und Margaretha Imhoff hatten ihn für den Fernhandel erziehen lassen: 14-jährig war er „zur Erlernung der Sprachen“ nach Lyon geschickt und in der dortigen Niederlassung der Nürnberger Familie zum Kaufmann ausgebildet worden. Mit 27 Jahren war Lorenz bereits „Genannter des Größeren Rats“ und hatte die Kaufmannstochter Katharina Straub geheiratet. Das Erbe des Vaters und seines kinderlosen Onkels Hans IX. sowie die Mitgift seiner Ehefrau hatten ihm immensen Reichtum beschert. Seit 1529 stand die Tucher’sche Handelsgesellschaft unter seiner alleinigen Leitung. Im Jahr 1543 war auch der Ausbau seines Schlösschens in der Hirschelgasse nahezu abgeschlossen. Das repräsentative Hüftbildnis zeigt Lorenz vollbärtig und mit zeittypischem Kolbenhaarschnitt. Seine Ähnlichkeit mit Hans Schäufeleins acht Jahre früher entstandenem Porträt (Gm 002) ist unverkennbar. Der barettartige Hut und das gefältelte Hemd unter der Pelzschaube sind fast identisch. Von einem Porträtmaler forderte man die möglichst wirklichkeitsnahe Wiedergabe der Physiognomie, der Körperhaltung und der Kleidung samt der Accessoires: Durch diese ließ sich der Dargestellte sowohl individuell als auch sein sozialer Rang identifizieren. So gehören der Lederhandschuh sowie die kostbaren Ringe zu den Standesattributen der Oberschicht und kennzeichnen Lorenz als Edelmann.

Autor

Ulrike Berninger