Bildnis des Prinzregenten Luitpold von Bayern (1821–1912) im Dreiviertelprofil

Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal

Beschreibung

Luitpold von Bayern war der Lieblingssohn König Ludwigs I. Nach dem Tod seines Neffen König Ludwig II. übernahm er ab 1886 in Vertretung des geisteskranken Thronfolgers Otto I. die Regentschaft. Der Prinzregent bevorzugte einen repräsentativen Regierungsstil, die tatsächlichen Regierungsgeschäfte überließ er seinen Ministern und Beamten. Er war passionierter Jäger und pflegte mit den Münchner Künstlern einen leutseligen Umgang. Vom Münchner „Malerfürsten“ Franz von Lenbach ließ sich Luitpold in den 1890er Jahren mehrfach porträtieren. Für fast alle diese Bildnisse nutzte Lenbach nachweislich das neue Medium Fotografie. Die fotografischen Vorlagen erstellte er selbst im Atelier, um sie dann vielfach malerisch zu variieren und replizieren. So flüchtig das Kopfstück im zarten Pastell auch ausgeführt ist: An seiner charakteristischen Frisur – kurzes Haupthaar und langer Vollbart – ist der etwa 70-jährige Prinzregent dennoch sofort erkennbar. Die Darstellung, vermutlich eine Gemäldevorstudie, ist auf das Wesentliche, das Gesicht, beschränkt: Der Bart verschwimmt sfumato-artig, von der Kleidung ist nur der Hemdkragen angedeutet. Das Pastell stammt vermutlich aus dem „Prinzregentenzimmer“ im Schloss Berchtesgaden. Kronprinz Rupprecht von Bayern, Luitpolds Enkel, hatte es 1922 bis 1933 bewohnt und mit Werken aus Wittelsbacher Kunstbesitz eingerichtet. Von der Bayerischen Vereinsbank 1952 erworben, kam das Pastell wohl von dort in die Sammlung ihres Vorstands Hans Christoph von Tucher.

Autor

Ulrike Berninger