Nürnberger Fadenzähler, 1499

Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal

Beschreibung

Bei diesem außergewöhnlichen Gerät handelt es sich um ein Messinstrument aus dem Besitz der Familie Tucher. Das Tucherwappen mit Schrägbalken und sogenanntem Mohr ist in das Holz graviert, genauso wie die Jahreszahl 1499. Die Vier ist hier, wie im Mittelalter üblich, in der Form einer Schleife, entsprechend einer halben Acht notiert. Der Funktion des Messens diente der im Rapport fortlaufende, gezahnte bzw. treppenartige Aufbau der Langseiten. Die sich wiederholenden Treppenelemente sind in je vier Segmente unterteilt. Die Messleiste ermöglichte, zwei verschiedene Maßeinheiten gleichzeitig zu nehmen und so miteinander zu vergleichen. Die Skalen erlaubten höchstwahrscheinlich das Messen der Maßeinheiten „Nürnberger Stadtschuh“ und „Nürnberger Werkschuh“, wie die Gravuren „WERCK SUCH LENG“ und „STAT SUCH LENG“ nahelegen. Mit Hilfe der Abtreppungen und Einkerbungen sind beide Skalen in Brüche geteilt. Markierungen zeigen die Länge des halben Schuhs, des Drittelschuhs, des Viertelschuhs und so weiter an, bis zum 48stel Schuh. Auffällig ist, dass keines der 48stel-Segmente mit einem auf der gegenüberliegenden Seite genau zusammenfällt. Die beiden Maßeinheiten lassen sich folglich nur mühsam ineinander umrechnen. Der Fadenzähler erleichterte die Arbeit mit diesen Maßeinheiten enorm, indem er erlaubt, Vergleiche zwischen ihnen anzustellen.

Autor

Lisa Reinhard