Paar Konsoltische mit Fuß in Gestalt eines Meerweibchens

Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal

Beschreibung

Die polygonale Platte der beiden Konsoltische (HI Moe 20a-b) wird jeweils vom Kopf eines doppelschwänzigen Meerweibchens getragen, es steht auf einer etwas kleineren polygonalen Bodenplatte, die mit einer Blättergirlande umrandet ist. Die geschuppten Schwänze steigen aus Akanthusblättern nach oben, die Schuppen verändern sich auf halber Höhe zu gedrehten Stängeln und enden in Blütenkelchen, sie werden von dem Meerweibchen gehalten. Die Skulptur des Meerweibchens entspricht in Haltung und Aussehen der Wappenfigur der Nürnberger Patrizierfamilie Rieter von Kornburg. Auf dem Wappen allerdings sind die Schwanzenden keine Blütenkelche, sondern Fischflossen. Hans XI. Tucher (1456–1536) hatte 1482 Felicitas Rieter von Kornburg (1459–1514) geheiratet. Eher unwahrscheinlich ist, dass die deutlich spätere Verwendung des Meerweibchens eine Reminiszenz an diese Verbindung der Familie Tucher und Rieter sein kann. Es ist anzunehmen, dass die Skulptur ursprünglich farbig gefasst war, bei allen vergleichbaren Tischen aus der Zeit um 1700 sind die Trägerfiguren vergoldet oder farbig gefasst. Die groben Gesichtszüge und der plumpe Körper des Meerweibchens lassen dies zusätzlich vermuten. Die schwarz lackierte heutige Erscheinung ist vermutlich im 20. Jahrhundert entstanden. Konsoltische mit figürlichen Trägern der Tischplatte, meist mythologische Figuren, waren Ende des 17., Anfang des 18. Jahrhunderts in Europa vor allem in herrschaftlichen Palästen und Schlössern zu finden.

Autor

Angelika Lindner