Truhe auf Klauenfüßen

Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal

Beschreibung

Die große querrechteckige Truhe (Cassone) steht auf Klauenfüßen und hat einen umlaufenden kräftigen schräglaufenden Eierstabfries an der Bodenplatte, der an den Ecken von Akanthusblättern unterbrochen ist. Die Front ist in drei quadratische und zwei längsrechteckige Felder aufgeteilt. Jedes Feld ist mit einem geschnitzten Wellenband und einem stark hervortretenden Perlstab gerahmt. Die gleiche Rahmung haben auch die Außenseiten. Der Deckel mit einer aufgedoppelten profilierten Platte ist von einer weit auskragenden Profilleiste umfasst. Diese Gestaltung des Deckels schließt eine Nutzung als Sitztruhe aus, was bei glatten, planen Flächen durchaus üblich war. Truhen als Aufbewahrungsmöbel waren in Italien schon im 15. Jahrhundert sehr flach und auf Sockeln oder niedrigen Füßen gestaltet worden, im Gegensatz zu den nordeuropäischen Stollentruhen. Mit reicher plastischer Gestaltung in ornamentaler oder skulpturaler Form hatten Truhen in Italien bereits sehr früh einen Repräsentationscharakter. Dieser Funktion entspricht auch diese Truhe. Der geschnitzte Eierstab am Bodenrand von Truhen war im 16. Jahrhundert ein besonders in Nord- und Mittelitalien häufig verwendetes Gestaltungselement.

Autor

Angelika Lindner