Vier Stühle mit geschnitzten Rückenlehnen und Samtpolsterung

Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal

Beschreibung

Alle vier Stühle haben gerade Rückenlehnpfosten, die mit einem geschnitzten Akanthusblatt bekrönt sind, Balusterbeine mit Querstreben sowie eine Samtpolsterung mit Fransenbehang. Die Gestaltung der Lehnenbretter zwischen den Pfosten ist in der Grundform ähnlich, unterscheidet sich aber in Details der Schnitzereien. Alle Stühle haben einen geschwungenen oberen Lehnenabschluss aus Voluten und auf der Fläche eine Kartusche. Bei zwei Stühlen sind zwischen oberen und unteren Lehnbrett vier kurze Baluster, bei den beiden anderen fünf kleine Doppelbaluster, eingesetzt. Einer dieser Stühle ist auf einer Innenraumaufnahme der Wohnung von Heinrich von Tucher (1853–1925) in Rom zu erkennen. Als Bayerischer Gesandter hielt er sich dort von 1896 bis 1903 auf. Auf dem Foto ist der Stuhl mit einem Binsengeflecht bespannt zu sehen. In Italien ist Binsen- oder Strohgeflecht für diesen Stuhltypus immer gebräuchlich gewesen. Die auskragenden Enden der vorderen Stuhlbeine sind der Nachweis, dass die Sitzfläche aller Stühle ursprünglich mit Binsengeflecht bespannt war, denn bei einem Polsterstuhl wird üblicherweise der Stoff über alle Kanten gezogen. Die Polsterung mit dem Samtbezug ist demnach erst im 20. Jahrhundert vorgenommen worden. Binsenbespannungen sind nicht sehr lange haltbar, vermutlich war dies ein Grund zu einem anderen Material zu wechseln. In der Literatur wird die Herstellung dieses Stuhltypus in Norditalien angenommen.

Autor

Angelika Lindner