Scherenstuhl mit bogenförmigen Schnitzereien an der Lehne

Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal

Beschreibung

Der hier gezeigte Scherenstuhl besitzt je fünf bzw. vier gleich breite Latten, die oben in eine mit drei Halbkreisen gravierte Brettlehne und unten in eine Kufe eingelassen sind. Die Latten überkreuzen sich unter der Sitzfläche und sind dort mit einem als Scharnier genutzten Querstab verbunden. Die Sitzfläche bildet sich aus neun kurzen Latten, sie sind mit drei Querstäben verbunden – hier aus Holz und von einem Holzknopf, beim Gegenstück aus Eisen mit einem Splint arretiert (HI Mö 046). Über die Querstäbe als Scharniere ist der Stuhl jeweils sehr schmal zusammenklappbar. Der Stuhltypus war sowohl in Italien, dort immer aus geschweiften Latten gearbeitet und „sedia pieghevole“ genannt, als auch in der Schweiz, Tirol und Süddeutschland seit Ende des 15. Jahrhunderts verbreitet. Das vorliegende Stuhlpaar ist aus geraden Latten gearbeitet, seine Herstellung ist deshalb in Tirol oder Süddeutschland anzunehmen. Raumaufnahmen der Wohnungen des Bayerischen Gesandten Heinrich von Tucher (1853–1925) in Paris (1895), Rom (1896–1903) und Wien (1903–1919) zeigen, dass diese beiden Stühle immer zu seiner Ausstattung gehörten.

Autor

Angelika Lindner