Faltstuhl mit Samtbespannung

Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal

Beschreibung

Der Faltstuhl hat geschwungene, gekreuzte Beine auf Kufen und eine frei hängende (erneuerte) Samtbespannung an Sitz und Rücken. Der Samt ist mit großen Messing-Polsternägeln am Holz befestigt, die Rückenlehne hat eine Goldborte. Die Armlehnen laufen nach vorne abgerundet aus. An der Kreuzung der Beine befindet sich ein rundes Holzscharnier aus gedrechselten Kreisen. Das Scharnier und die frei hängenden Samtstreifen ermöglichen, dass der Stuhl durch das Hochziehen der Armlehnen zusammengeklappt werden kann. Form und Mechanik leiten sich vom antiken Faltstuhl (sella curulis) und dem sogenannten „faldistorium”, dem im Mittelalter gebräuchlichen Bischofsstuhl, ab. In Italien ist der Typus des Faltstuhls seit der Renaissance bekannt und bis ins 18. Jahrhundert genutzt worden, er wird dort als „sedia dantesca” bezeichnet. Dieser Faltstuhl und andere gleicher Machart sind jeweils mit einem zusätzlichen Sitzkissen auf Innenraumfotos der Wohnungen Heinrich von Tuchers (1853–1925) in Paris und Wien zu erkennen. Er lebte als bayerischer Gesandter 1895 in Paris und von 1903 bis 1919 in Wien. Eine Aufnahme eines Innenraums im Tucherschloss aus der Vorkriegszeit zeigt ebenfalls diesen Faltstuhl mit Samtbespannung.

Autor

Angelika Lindner