Truhenbank (Cassapanca) mit Rücken- und Armlehne

Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal

Beschreibung

Die Truhenbank, eine sogenannte Cassapanca, hat eine sehr hohe gerade Rückenlehne und aufgesetzte Armlehnen in schmaler Kastenform. Der obere Abschluss der Rückwand ist wie ein Kranzgesims mit Konsolen gearbeitet. Die Auflagen der Armlehnen haben stark abgerundete Längskanten und sind an der Vorderkante wie ein eingerolltes ionisches Kapitell geschnitzt. Auf der linken Seite der Front befindet sich eine kleine Tür ohne Griff, wodurch sie kaum sichtbar ist und wohl als Geheimfach genutzt wurde. Die Truhenbank steht auf Doppelvolutenfüßen, sie sind eine Ergänzung vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Der Typus der Cassapanca hat sich seit dem 15. Jahrhundert in Italien im städtischen, herrschaftlichen Bereich entwickelt. Die Nutzung der niedrigen Truhen als Sitzfläche war zu allen Zeiten üblich. Mit der Ergänzung durch Lehnen – oft mit Flachschnitzerei – und einem kleinen Podest bzw. Sockel entstand ein repräsentatives Sitzmöbel. Im Vergleich zu zeitgleichen italienischen Truhenbänken fallen bei der vorliegenden die hohe Rückenlehne und die geringe Breite auf. Auf einem Foto der Wiener Wohnung des Bayerischen Gesandten Heinrich von Tucher (1853–1925), das um 1903–1918 entstand, ist diese Cassapanca genau zu erkennen: auf einem Sockelbrett stehend, mit Teppichen und Kissen belegt. Das zeigt auch eine Aufnahme aus dem Tucherschloss aus der Nachkriegszeit. Nach Rechnungen von E. Costantini, Florenz, vom 6.9. und 21.10.1892, hat Heinrich von Tucher sie für 150 Lire erworben.

Autor

Angelika Lindner