Bildnis einer unbekannten Kronenbraut

Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal

Beschreibung

Eines der sorgsam gepflegten Hochzeitsrituale der Nürnberger Oberschicht war die Selbstdarstellung der jungen Patrizierinnen als „Kronenbraut“: Die perlenbesetzte Brautkrone gehörte als Symbol ihrer jungfräulichen Reinheit zum traditionellen Hochzeitsschmuck. Mit diesem Kopfputz durften die Patriziertöchter „täglich zwei Stunden auf dem Rathhause zur Schau sich ausstellen“ und dabei den Reichtum und Status ihrer Familie öffentlich präsentieren. Die junge „Kronenbraut“ auf dem Halbfigurenporträt steht neben einem Armlehnstuhl und blickt den Betrachter direkt an. In der Rechten hält sie eine rosarote Pfingstrose – Symbol des Reichtums, der Schönheit und der Liebe. Ihr grünblaues Samtkleid ist an Brusteinsatz und Ärmeln mit perlen- und edelsteinbesetzten Goldborten verziert. Um den Hals der Schönen hängen schwere Goldketten. Am kostbarsten ist jedoch ihre komplett mit Perlen bestickte Brautkrone. Im Jahr 1632 hatte die Tucher-Familie aus Mitteln der Dr. Lorenz Tucher’schen Stiftung „eine besonders schöne Brautkrone um 724 Gulden aus dem Besitz von Frau Maria Pfinzing angekauft“, die seitdem bei Tucher-Hochzeiten von der Braut getragen wurde. Falls die Unbekannte auf dem Gemälde eine junge Tucherin ist, dann könnte es sich bei dem aufwändigen Kopfputz um eben diese Erwerbung handeln. Die Tucher’sche Brautkrone hat sich als Gesamtobjekt nicht im Familienbesitz erhalten. Eventuell wurden einzelne Perlenstränge in späterer Zeit zu anderen Schmuckstücken umgearbeitet.

Autor

Ulrike Berninger