Bildnis des Berthold V. Tucher (1454–1519) und seiner Frau Christina, geb. Schmidtmayr (1465–1508)

Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal

Beschreibung

Um 1550 ließ Lazarus I. Tucher (1491–1563), Gründer der Antwerpener Tucher-Linie, die Bildnisse seiner Eltern Berthold V. Tucher und Christina Schmidtmayr sowie seiner Großeltern (Hl Gm 043) kopieren. Die Vorlage für das Doppelporträt der Eltern, das um 1484 gemalte Hochzeitsbild, ist erhalten: Es befindet sich heute in der Anhaltischen Gemäldegalerie Dessau-Roßlau. Bis auf wenige Unterschiede gleicht das halbfigurig gezeigte Paar der Nürnberger Kopie dem des Dessauer Originals. Die Eheleute schmiegen sich aneinander und blicken sich an. Berthold reicht seiner Braut den „Mahelfingerlin“, den traditionellen Hochzeitsring. Zum schulterlangen Haar trägt er den italienischen Modeschick des späten 15. Jahrhunderts: über dem Hemd eine buntgestreifte Jacke – die Schecke – mit federngeschmücktem Hut und einen Kurzumhang. Anders als beim Dessauer Original posiert das Paar auf der Kopie vor einer „modernen“ Renaissancearchitektur. Hinter ihm fällt der Blick durch einen Rundbogen hindurch auf eine bergige Flusslandschaft. Familienwappen und Inschriftentafeln geben detailliert Auskunft über die Eheleute. Berthold V. Tucher wurde zum Fernhandelskaufmann ausgebildet. Mit erst 19 Jahren reiste er nach London und Venedig. 1483 war er für die „Tucherisch Compagnia“ in Ungarn tätig. Vor seiner Berufung zum „Genannten des Größeren Rats“ heiratete er 1484 Christina Schmidtmayr. Sie gebar ihm 22 Kinder und starb mit 43 Jahren im Kindbett. Berthold starb 1519 in Eisleben und ist dort begraben.

Autor

Ulrike Berninger